Essemtec wird anlässlich der Productronica 2017 in München die Weltneuheit „Puma“ präsentieren. Dieses neuartige multifunktionale Pick-und-Place-System befindet sich seit mehreren Monaten bei der mittelständischen Schweizer EMS- Firma Synetronics AG unter Test im Betaumfeld.
Im Interview erklärt Heidi Leibundgut von der Synetronics Geschäftsleitung, wie sich die Firma im schwierigen EMS Marktumfeld behauptet und berichtet über die Erfahrungen mit der „Puma“-Plattform von Essemtec.
Essemtec: Das EMS-Umfeld in Westeuropa, aber besonders auch in der Schweiz, gestaltet sich schwierig. Die Gewinne sinken. Nach wie vor wandern viele EMS-Firmen nach Osteuropa aus. Synetronics kann in zwei Jahren ihr 40-jähriges Firmenjubiläum feiern. Was ist das Erfolgsrezept von Synetronics?
Synetronics: Die Synetronics wurde 1979 unter dem Namen Eskofot AG gegründet. Damit ist sie eines der ältesten Bestückungsunternehmen überhaupt und verfügt über entsprechend langjährige Erfahrung. Wir sind flexibel, haben qualitativ hochstehende Produkte, welche in kürzest möglicher Zeit ausgeliefert werden können und passen uns laufend den neuen Bedingungen an. Wir verfügen über grosses, langjähriges Know-how. Wir bewahren zum Beispiel Dokumentationen wie Layouts oder Materiallisten auf. So werden ältere Prints fast zwangsläufig bei uns bestellt, da diese Unterlagen bei vielen Kunden im Laufe der Zeit verloren gehen. Dies ist ein Service, der kaum ein Mitbewerber bietet.
1989 entschied der Verwaltungsrat, mit der maschinellen Bestückung zu beginnen. 1990 kamen die ersten Bestückungsautomaten ins Haus. Dies war der Entscheid, der uns bis heute über die Runden hilft, auch gegenüber der Konkurrenz im Inland. Es ist eine Tatsache, dass die Schweizer Bestücker bei manueller Bestückung aufgrund der hohen Löhne gegenüber dem Ausland ins Hintertreffen geraten. Hingegen ist die maschinelle Bestückung auf der ganzen Welt gleich teuer, was uns gegenüber asiatischen und europäischen Mitbewerbern hilft, konkurrenzfähig zu bleiben.
Essemtec: Was bedeutet Kundentreue und wie wird diese im Vergleich zu den Mitbewerbern erhalten?
Synetronics: Wir sind in der Nähe der Kunden, sprechen dieselbe Sprache und sind greifbar. Vor allem Kunden, die hochpräzise und langlebige Steuerungen brauchen, wenden sich gerne an uns. Der Preis ist zwar immer wichtig, steht dann aber bestenfalls auf Platz zwei. In der heutigen Zeit spielt eine kurze Lieferfrist zunehmend eine sehr wichtige Rolle. Als kleinere Firma setzten wir auf einen intensiven persönlichen Kundenkontakt. Der Kunde soll sich bei und mit Synetronics wohlfühlen. Dies sichert eine langjährige erfolgreiche Kundenbeziehung und ergibt eine „win-win“-Situation.
Ab 2018 werden wir ISO 13485 zertifiziert sein (Medizintechnik). ISO 13485 Stufe Eins haben wir bereits. Auch hier wollen wir den strengen Anforderungen genügen und uns stets weiterentwickeln.
Essemtec: Wie stellt man sich gegen die sinkenden Gewinne? Wo kann man kompensieren?
Synetronics: Natürlich durch Investitionen in den Maschinenpark. Die ersten Bestückungsautomaten sind längstens wieder ausgemustert. 2011 fiel der Entscheid für Essemtec, deren Maschinen bestens in unsere Produktion passen. Einem Schweizer Unternehmen wurde hier der Vorzug gegeben, weil dieses nah und greifbar ist und erst noch dieselbe Sprache spricht. Als Betatester für Essemtec verfügen wir in der Zwischenzeit über sehr grosses Know-how auf dem Gebiet der maschinellen Bestückung. Unsere Mitarbeiter kennen unsere Essemtec-Linie (Paraquda, Tucano, Puma) in- und auswendig. Unsere Produktionszeiten haben sich dadurch erheblich verkürzt, wodurch wir unsere Preise ebenfalls senken konnten. Dank der neusten Technologien sind wir bei rein maschinell bestückten Prints selbst gegenüber China konkurrenzfähig geblieben und generieren eine gute Marge.

Herr Misteli, Synetronics Produktion, mit der „Puma“
Essemtec: Die Firma Synetronics hat schon seit vielen Jahren Prototypenmaschinen von Essemtec im Einsatz. Warum haben Sie sich bereit erklärt, die Mid-Range-Lösung „Puma“ im Betatest zu untersuchen und herauszufordern?
Synetronics: Die „Puma“ ist viel schneller als unser erster Bestückungsautomat von Essemtec. Trotzdem hat er alle Funktionen, welche wir für die Prototypenherstellung brauchen. Wiederum geht es um Zeitersparnis infolge des Kostendrucks.
Essemtec: Was ist Ihr Fazit nach zwei Monaten Test in einem hochflexiblen Umfeld, aber auch in der Hochleistungsproduktion?
Synetronics: Es war uns wichtig herauszufinden, ob eine Maschine, welche für den Prototypenbereich geeignet ist, auch hohe Bestückungsleistungen erbringen kann, damit wir so in den Mid Range Bereich vorstossen können, dies bei gleichbleibender Qualität und Produktivität. Wir können bestätigen, dass dieses Ziel mit der „Puma“ erreicht wird. Weiter sind wir vom Konzept «expandable in any direction» begeistert. Mit der Maschine klein anfangen und über die Jahre unter Implementierung von Optionen, Köpfen und Prozessen wachsen zu können, ist ein wirklicher Investitionsschutz.
Essemtec: Was erwarten Sie in Zukunft von Ihren Systemlieferanten?
Synetronics: Noch kleinere Teile bestücken zu können dürfte die nächste grosse Herausforderung sein. Die Bestückungsautomaten müssen langlebig und nicht reparaturanfällig sein. Sie müssen mit den Kundenbedürfnissen wachsen können. Der Systemlieferant muss nahe beim Kunden sein und im Bedarfsfall schnellstens reagieren. Mit der neuen strategischen Ausrichtung bei Essemtec sind wir sicher, einen starken Systemlieferanten zu haben. In unserem Fall gibt es nur einen Punkt, der uns bei der neuen „Puma“ im Vergleich zu unseren langsameren Maschinen auffällt: Durch die hohe Geschwindigkeit entstehen Vibrationen, die in Zukunft gedämmt werden müssen.